Zentrum für Wissenschaft, Forschung und europäische Spiritualität

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(*21. Juni 1921 – †17. November 2015)

In Fiume (Rijeka), der damaligen freien Grenzstadt zwischen Italien und Kroatien, geboren, lernte Sr. Angela, mit Taufnamen Gigliola Aloysia, von früher Kindheit an die Vielfalt der Religionen, Sprachen und Kulturen kennen. Die Offenheit und das Interesse für das "andere" bewahrte sie für ihr ganzes Leben lang. Zum Studium der slawischen Sprachen ging sie nach Padua, 1941 wechselte sie jedoch zum Studium der Altphilologie, das sie 1944 mit der Promotion in griechischer Geschichte abschloss. Im selben Jahr trat sie in den Konvent der Sacré-Coeur-Schwestern in Florenz ein. Nach ihrer feierlichen Profess wurde sie Lehrerin und später Studiendirektorin an dem Mädchengymnasium.

1969 wurde Sr. Angela in den Konvent nach Rom versetzt. In den unruhigen Zeiten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil reifte in ihr die Entscheidung, sich klösterlich neu zu orientieren. Durch die Vermittlungen eines Mönches aus Maria Laach lernte Sr. Angela die Abtei St. Hildegard in Deutschland kennen und wurde am 6. Dezember 1970 dort aufgenommen. Zwei Jahre später, am 6. August 1972, übertrug sie ihre Gelübde auf die Abtei in Eibingen.

Bald begann sie die Arbeit mit Sr. Adelgundis Führkötter an der Edition des Scivias, die 1978 als die erste kritische Textausgabe von Hildegard im Verlag Brepols erschien. 1995 legte Sr. Angela nach jahrelanger beharrlicher Arbeit die kritische Edition des Liber vitae meritorum vor. Sr. Angela setzte sich auch dafür ein, die Kenntnisse von Leben und Werk der hl. Hildegard in Italien zu verbreiten und zu fördern. Dazu verbrachte sie immer wieder längere Zeiten in Mailand, wo sie an der Gründung des Hildegard-Studienzentrums, "Centro Studi St. Ildegarda", maßgeblich beteiligt war.

Unbemerkt von der Außenwelt verlor Sr. Angela ab März 2002 ihr Sehvermögen. Selbst die zwei Augenoperationen konnten ihre Erblindung nicht mehr aufhalten. Im vollen Besitz ihrer geistigen Kräfte musste sie 2003 ihre wissenschaftliche Tätigkeit aufgeben. Sie ertrug ihre Situation tapfer und war bis zu ihren letzten Tagen erfüllt von Dankbarkeit und Heiterkeit. Ihre wissenschaftliche Kompetenz, mit der sie auch in den Jahren ihrer Blindheit vielen Wissenschaftlern half, bleibt ebenso unvergesslich wie ihr temperamentvolles fröhliches Wesen und ihre positive Einstellung zum Leben.

Herr Professor Dr. Michael Embach (Trier), mit der Sr. Angela in gegenseitiger Wertschätzung bis zu ihrem Tod verbunden war, würdigt in seinem wissenschaftlichen Nachruf die Bedeutung unserer lieben Mitschwester für die Hildegard-Forschung.

von Maura Zátonyi OSB


Publikationen

1. Editionen

  • Hildegardis Bingensis: Sciuias, ed. Adelgundis Führkötter, collaborante Angela Carlevaris (Corpus Christianorum. Continuatio Mediaeualis 43-43A), Turnhout 1978.
  • Hildegardis Bingensis: Liber uite meritorum, ed. Angela Carlevaris (Corpus Christianorum. Continuatio Mediaeualis 90), Turnhout 1995.
  • Ildegarda di Bingen: Il centro della ruota. Spiegazione della Regola di San Benedetto (testo lattino a fronte), Traduzione e introduzione a cura di Angela Carlevaris, con un saggio di Patricia Alloni, Milano 1997.

2. Monographien

  • Das Werk Hildegards von Bingen im Spiegel des Skriptoriums von Trier St. Eucharius (Mitteilungen und Verzeichnisse aus der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars zu Trier 12), Trier 1999.
  • Die Vision der heiligen Hildegard von Bingen in der Vita Juttae (Mitteilungen und Verzeichnisse aus der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars zu Trier 18), Trier 2003.

3. Aufsätze

  • "De S. Hildegarde abbatissa (+ 1179)", in Vox latina 15 (1979) 205-207.
  • "Scripturas subtiliter inspicere subtiliterque excribrare", in Tiefe des Gotteswissens. Schönheit der Sprachgestalt bei Hildegard von Bingen, Internationales Symposium in der Katholischen Akademie Rabanus Maurus, Wiesbaden-Naurod vom 9.-12. September 1994, hg. von Margot Schmidt (Mystik in Geschichte und Gegenwart I 10), Stuttgart-Bad Cannstatt 1995, 29-48.
  • "Hildegard von Bingen. Urbild einer Benediktinerin?", in Hildegard von Bingen. Prophetin durch die Zeiten, hg. von Edeltraud Forster, Freiburg/Basel/Wien 1997, 87-108.
  • "Ildegarda e la Patristica", in Hildegard of Bingen. The Context of her Thought and Art, ed. by Charles Burnett, Peter Dronke (Warburg Institut Colloquia 4), London 1998, 65-80.
  • "Sie kamen zu ihr, um sie zu befragen. Hildegard und die Juden", in Hildegard von Bingen in ihrem historischen Umfeld, Internationaler wissenschaftlicher Kongress zum 900jährigen Jubiläum 13.-19. September 1998, Bingen am Rhein, hg. von Alfred Haverkamp, Mainz 2000, 117-128.
  • "Hildegard von Bingen (1098-1179)", in Dizionario Interdisziplinare di Scienza e Fede. Cultura scientifica, filosofia e teologia, a cura di Giuseppe Tanzella-Nitti, Alberto Strumia, 2 Bde., Rom 2002, 1846-1853.
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