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(*24. Februar 1882 – †27. September 1970)

Sr. Marianna, mit Taufnamen Maria Charlotte, verbrachte ihre Kindheit in Darmstadt und Mannheim. Ab 1896 besuchte sie das Institut der Englischen Fräulein in Bensheim, anschließend das höhere Lehrerinnenseminar in Darmstadt. Einen längeren Studienaufenthalt in Belgien schloss sie mit dem Examen in Französisch ab.

Am 2. September 1910 trat sie in die Abtei St. Hildegard ein, am 14. Juni 1912 legte sie ihre feierliche Profess ab und empfing die Jungfrauenweihe. Mehrere Aufgaben wurden ihr im klösterlichen Bereich zugeteilt, u.a. war sie als Cellerarin verantwortlich für die wirtschaftlichen Belange des Klosters. Ihr Talent für historisches Arbeiten zeigte sich in ihren Studien über die Klöster Rupertsberg und Eibingen. So beteiligte sie sich am Aufbau des Abtei-Archivs unter der sachkundigen Anleitung des Direktors des Wiesbadener Staatsarchivs, Dr. Max Domarus, und stellte sich als Archivarin in den Dienst der Gemeinschaft. „Begabt mit historischem Spürsinn, Tatkraft und Finderglück“[1] begann sie die historische Erforschung von Leben und Werk der hl. Hildegard. Ihre größte Entdeckung war, ausgehend vom Mainzer Urkundenbuch Bermersheim bei Alzey als den wahren Geburtsort der hl. Hildegard zu identifizieren. Zusammen mit Sr. Adelgundis widmete sie sich der quellenkritischen Untersuchung der Werke Hildegards. Die Klärung der Echtheitsfrage haben die beiden Mitschwestern in einer Monographie zusammengefasst, die in der Tat „einen Baustein zum Fundament der Hildegardforschung“[2] beitrug, wie die Verfasserinnen es gewünscht hatten.

Bis zum Ende ihres Lebens behielt Sr. Marianna ihre geistige Frische, trotz körperlicher Leiden. Die Mitschwestern, die in der Gemeinschaft mit ihr lebten, erinnerten sich so an sie: „Traditionstreue, volle Gegenwartsbejahung und eine für ihr hohes Alter ungewöhnliche Aufgeschlossenheit für weltweite Probleme charakterisierten ihre gereifte Persönlichkeit.“[3]

von Maura Zátonyi OSB


Publikationen

1. Monographien

  • Heimat und Sippe der deutschen Seherin Sankt Hildegard, Salzburg/Leipzig 1941.
  • Sankt Hildegards Leben dem Volke erzählt, Mainz 1946, 21949.
  • (zusammen mit Adelgundis Führkötter OSB): Die Echtheit des Schrifttums der heiligen Hildegard von Bingen. Quellenkritische Untersuchungen, Köln/Graz 1956.

2. Aufsätze

  • "Die Heimat und Abstammung der heiligen Hildegard", in Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 54 (1936) 199-221.
  • "Die heilige Hildegard 'von Vermersheym'", in Der Katholik. Sonntagsblatt zur Pflege des religiösen Lebens und Fühlens 7/3 (1937) 3.
  • "Wo ist St. Hildegards Geburtsort?", in Pastor bonus 48 (1937) 210-214; in St. Georgsblatt 47/37 (1937) 4.
  • "Zur Heimat- und Familiengeschichte der heiligen Hildegard", in Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens 57 (1939) 117-133.
  • "Aus Heimat und Sippe der heiligen Hildegard", in Die Christliche Frau 38 (1940) 110-112.
  • "Die heilige Hildegard (1098-1179). Zum 850. Geburtstag der großen Seherin", in Nassauische Lebensbilder 3, Wiesbaden 1948, 1-34.
  • "Trithemius und die heilige Hildegard 'von Bermersheim'", in Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 4 (1952) 171-184.
  • "Bingen, die Stadt der heiligen Hildegard", in 80 Jahre "Musica sacra" in Bingen am Rhein, Gau-Algesheim 1952, 23-26.
  • "'Eure Wohnstatt wird nicht zerstört werden.' Zum 775. Todestag der heiligen Hildegard und zum 50. Gedenktag der Wiedererrichtung ihrer Abtei am 17. September", in Der Sonntag (Limburg) 1954, Nr. 38, 5.
  • "Ein Jubeltag in der Abtei St. Hildegard (50. Gedenktag der Wiedererrichtung der Abtei)", in Erbe und Auftrag. Benediktinische Monatsschrift 31 (1955) 53-57.
  • "Wibert von Gembloux. Schicksal eines Mönches im 12. Jahrhundert", in Erbe und Auftrag. Benediktinische Monatsschrift 37 (1961) 381-392.
  • "Das Kloster der hl. Hildegard in Eibingen", in 75 Jahre Rheingauerkreis, Rüdesheim 1962, 207-210.
  • "Die heilige Elisabeth von Schönau. Zu ihrem 800. Todestag, in Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 17 (1965) 259-261.
  • "Hildegarde de Bingen (sainte), bénédictine allemande", in Dictionnaire de spiritualité 7, Paris 1968, 505-521.

3. Sonstiges

  • Marianna Schrader: Die Herkunft der heiligen Hildegard, neu bearbeitet von Adelgundis Führkötter (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 43), Mainz 1981.

4. Unveröffentlicht

  • Der Convent der hl. Hildegard auf dem Rupertsberg (handgeschrieben).
  • St. Hildegards letzte Nachfolgerin auf dem Rupertsberg: Anna Lerch von Dürmstein, 1580-1666 (handgeschrieben).
  • Leben der hl. Hildegard (unvollendetes Konzept).
  • Die Rechtslage der Kirche in Bermersheim bei Alzey nach ihrer historischen Entwicklung (Maschinenschrift).
  • Die wiedererrichtete Abtei St. Hildegard, Eibingen. Ihr erstes Jahrhundert (handgeschrieben).

 

[1] Führkötter 1980, S. 144.

[2] Vgl. Schrader/Führkötter 1956, S. IX.

[3] Vgl. Chronik im Archiv der Abtei St. Hildegard.

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