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(*16. Januar 1890 – †29. Oktober 1971)

Schwester Maura, mit Taufnamen Theresia, wuchs in Aachen in einer kinderreichen Familie auf, deren geistiges Erbe sie ihr ganzes Leben lang prägte: "eine tiefe, glaubensstarke Religiosität und theologische Begabung, Forschertalent und künstlerische Intuition, besonders auf musikalischem Gebiet, verbunden mit Herzensgüte und Freigebigkeit."[1] Nach dem Abschluss des höheren Lehrerinnen-Examens ging sie zu einem Studienaufenthalt nach Fouron-le-Comte (Belgien), den sie mit dem Examen in Französisch abschloss, danach studierte sie zwei Jahre an der Universität Cambridge, wo sie das Examen in Englisch ablegte.

Am 28. März 1913 trat sie in die Abtei St. Hildegard ein und legte am 17. November 1914 ihre feierliche Profess ab und empfing die Jungfrauenweihe. Sie erlernte autodidaktisch die lateinische und die griechische Sprache und beschäftigte sich mit der patristischen Literatur. Ermutigt und gefördert von Ildefons Herwegen (1874-1946), Abt von Maria Laach, der selbst ein renommierter Hildegard-Forscher war, widmete sich Sr. Maura der Erforschung des Werkes ihrer Klosterpatronin. Ab den 1920er Jahren verfasste sie zahlreiche Beiträge, u.a. über den Ordo virtutum (Reigen der Tugenden bzw. Spiel der Kräfte) und den Scivias (Wisse die Wege), die sie, mangels einer kritischen Edition, auf der Grundlage der in Wiesbaden aufbewahrten Prachthandschrift als Erste ins Deutsche übertrug.

Nachdem die Gestapo am 2. Juli 1941 die Nonnen aus dem Kloster vertrieben hatte, verbrachte Sr. Maura mit vielen ihrer Mitschwestern das Exil im Mutterhaus der Franziskanerinnen in Waldbreitbach. Als der Krieg zu Ende ging, kehrte sie nach Eibingen zurück und setzte ihre schriftstellerische Tätigkeit fort. Im Kloster übernahm sie lange Zeit als "Zelatrix" und einige Jahre als "Magistra" (Novizenmeisterin) die Verantwortung für die Bildung der jungen Mitschwestern. Ein schweres Herzleiden zwang sie, ihr Amt und ihre wissenschaftliche Arbeit loszulassen. In ihren letzten Lebensjahren wurde sie von Krankheit und mit den schwindenden geistigen Kräften auch von Einsamkeit heimgesucht, die sie einfach und demütig trug.

Nach dem Zeugnis jener, die Sr. Maura persönlich kannten, "verstand sie es, in einmaliger Weise das nicht immer leicht zugängliche Gedankengut der hl. Hildegard, das ihr in jahrelangem Bemühen ganz zu eigen geworden war, für ihre Zuhörer zum Leuchten zu bringen."[2]

von Maura Zátonyi OSB


Publikationen

1. Monographien

  • Das große Zeichen. Die Frau als Symbol göttlicher Wirklichkeit, mit einem Geleitwort von Ildefons Herwegen, Salzburg 1941.
  • Der Tröstergeist, Freiburg u.a. 1948.
  • Die Macht der Ohnmacht. Mutter Maria Rosa Flesch, Stifterin der Franziskanerinnen BMVA von Waldbreitbach, Mainz 1962.

2. Aufsätze

  • "Aufbau und Grundgedanke des Ordo virtutum der hl. Hildegard", in Benediktinische Monatsschrift 5 (1923) 300-310.
  • "Beziehungen des Ordo virtutum der hl. Hildegard zu ihrem Hauptwerke Scivias. I. Ein Rundgang durch das Gebäude des Scivias, II. Die lebendigen Beziehungen zwischen Ordo und Scivias", in Benediktinische Monatsschrift 7 (1925) 25-44 und 135-145.
  • "Sankt Hildegard, die Prophetin vom Rupertsberg", in Kölnische Volkszeitung 66 (1925), Nr. 453.
  • "Die heilige Hildegard als Äbtissin im Rahmen des 12. Jahrhunderts", in Benediktinische Monatsschrift 11 (1929) 435-450.
  • "Die mystische Begabung der heiligen Hildegard", in St. Hildegard von Bingen, die größte deutsche Frau. Festschrift zur St. Hildegardis-Jubelfeier, hg. von Johannes Kohl, Bingen am Rhein 1929, 10-22.
  • "Das Mysterium der heiligen Kirche in der mystischen Schau der heiligen Hildegard", in Kölnische Volkszeitung (1929), Nr. 649.
  • "Die Prophetin vom Rupertsberg: Ein Lebensbild der hl. Hildegard", in St. Matthiasbote 3 (1929) 258-263.
  • "Die Abtei St. Matthias und die hl. Hildegard von Eibingen", in St. Matthiasbote 3 (1929) 265-280.
  • "Die Prophetin vom Rupertsberg", in Frauenland 22 (1929) 225-232.
  • "Das Leben der Töchter St. Benedikts und dessen übernatürliche Bedeutung", in Frauenland 22 (1929) 233-238.
  • "Der einfältige Mensch – Hildegard von Bingen", in Hildegard von Bingen: Wisse die Wege. Scivias, übersetzt von Maura Böckeler, Salzburg 19635, 373-408.
  • "Die Gesichte der hl. Hildegard", in Benediktinische Monatsschrift 28 (1952) 55-58.
  • "Die Ordensfrau - Die Braut Christi", in Das Wirken der Orden und Klöster in Deutschland, 2: Die weiblichen Orden, Kongregationen und Klöster, hg. von Adam Wienand, Köln 1964, 68-87.
  • "Die Jungfrauenweihe", in Das Wirken der Orden und Klöster in Deutschland, 2: Die weiblichen Orden, Kongregationen und Klöster, hg. von Adam Wienand, Köln 1964, 88-100.
  • "Der Anruf der Zeit", in Das Wirken der Orden und Klöster in Deutschland, 2: Die weiblichen Orden, Kongregationen und Klöster, hg. von Adam Wienand, Köln 1964, 101-104.

3. Übersetzungen

  • Der Tugenden Würde und Aufgabe. Ein Singspiel der hl. Hildegard, Übersetzung [Ordo virtutum], in Benediktinische Monatsschrift 5 (1923) 368-378.
  • St. Hildegards Lied an Maria [O virga ac diadema, Übersetzung und Erklärung], in Benediktinische Monatsschrift 8 (1926) 452-458.
  • Der heiligen Hildegard von Bingen Reigen der Tugenden. Ordo virtutum. Ein Singspiel. Mit einem Geleitswort von Abt Ildefons Herwegen, hg., übertragen und eingeleitet von der Abtei Sankt Hildegard Eibingen im Rheingau [Einführung, deutsche Übertragung mit Erläuterungen und szenischen Anweisungen von Maura Böckeler, der musikalische Teil von Pudentiana Barth], Berlin 1927.
  • Der heiligen Hildegard von Bingen Wisse die Wege. Scivias. Nach dem Urtext des Wiesbadener kleinen Hildegardiskodex ins Deutsche übertragen und bearbeitet von D. Maura Böckeler OSB, mit 35 Tafeln nach den Miniaturen des Kodex, mit einem Geleitswort von DDr. Ildefons Herwegen OSB, Berlin 1928.
  • Hildegard von Bingen: Wisse die Wege. Scivias. Nach dem Originaltext des illuminierten Rupertsberger Kodex der Wiesbadener Landesbibliothek ins Deutsche übertragen und bearbeitet von Maura Böckeler [2., neubearbeitete Auflage], Salzburg 1954, 19553, 19614, 19635, 19756, 19817, 19878, 19969.
  • Der heiligen Hildegard Hymnus auf den hl. Matthias, in St. Matthiasbote 3 (1929) 281.

4. Sonstiges

  • Hymnus. Ex Officio in honorem S. Hildegardis auctore Maura Böckeler OSB, in Hildegard von Bingen 1179-1979, Festschrift zum 800. Todestag der Heiligen, hg. von Anton Ph. Brück, Mainz 1979, 461.
  • Hildegard von Bingen: A megváltás tüzes műve, fordította Kemenczky Judit [Das feurige Werk der Erlösung, ungarische Übersetzung des zweiten Buches aus Wisse die Wege, übersetzt und bearbeitet von Maura Böckeler, ins Ungarische übertragen von Judit Kemenczky], Budapest 1995.

5. Unveröffentlicht

  • Das Buch vom verdienstlichen Leben. Übersetzung der 1. Vision vom Liber Vitae Meritorum (handgeschrieben), 1925.
  • Die Mystik der hl. Hildegard in ihrem Werk Wisse die Wege.
  • Die Posaune Gottes. Meisterin Hildegard vom Rupertsberg (handgeschrieben).
  • Hildegards Heiligkeit. Nachgewiesen aus ihrem Leben und ihren Schriften (Maschinenschrift) 1935.

 

[1] Führkötter 1980, S. 140.

[2] Chronik im Archiv der Abtei St. Hildegard.

 

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