Abteikirche St. Hildegard, 21. Oktober 2023
ALA AUREA – Ensemble für mittelalterliche Musik: Maria Jonas und Susanne Ansorg
Zur abschließenden Feier des 925. Geburtstags der hl. Hildegard haben Mitglieder von ALA AUREA – Ensemble für mittelalterliche Musik, Maria Jonas und Susanne Ansorg, mit Gesang, Fidel, Drehleier, Tambura und Glockenspiel Gesänge der hl. Hildegard interpretiert,
Hildegard von Bingen (1098-1179) war eine der bedeutendsten Frauen im Mittelalter. Sie unterhielt regen Briefwechsel mit zahlreichen geistlichen und weltlichen Würdenträgern des Heiligen Römischen Reiches. Lange Zeit galten diese Briefe - 390 insgesamt - als ein ungehobener Schatz. Erst jüngere Forschungen förderten das weit gespannte Netz von Freundschaften und Beziehungen zu Tage, das die Äbtissin und Gründerin der Klöster Rupertsberg und Eibingen mit ungezählten Persönlichkeiten ihrer Zeit pflegte. Die Briefe zeigen ihren Einfluss auf wichtige politische und gesellschaftskritische Themen des 12. Jahrhunderts, aber auch ihre tief empfundenen Freundschaften. Das Programm folgte den Briefwechseln und ließ eine Frau sichtbar werden, die fast eintausend Jahre nach ihrem Leben noch immer aktuell ist.
Wer waren die Brieffreunde Hildegards? Zum Beispiel Bernhard von Clairvaux, an den sie sich wandte, weil sie unsicher war, ob sie ihre Visionen aufschreiben sollte. Wer würde ihr glauben, einer Frau, einer Nonne? Schließlich erhielt sie von Papst Eugen III. die Erlaubnis, ihre Visionen aufzuschreiben; er verlas sogar einen Teil des Liber Scivias auf der Synode in Trier, was Hildegard sehr erfreute. Dann wagte sie es sogar, Kaiser Friedrich II. Barbarossa in persönlichen Briefen zu kritisieren. Andererseits ermöglichte Barbarossa ihr aber auch die finanzielle Unabhängigkeit ihrer Klöster. Er erhob ihre Klöster in den Rang von Reichsklöstern, was ihr nicht nur Steuerfreiheit garantierte, sondern sie als Reichsäbtissin auch in den Rang einer Reichsfürstin erhob. Sie war nun eine der wenigen Frauen, die ihre politischen Interessen auf dem Reichstag vertreten und auch das Münz- und Zollrecht in Anspruch nehmen konnte.
Die Musikauswahl für das Programm folgte den Themen, die Hildegard in ihren Briefen aufwirft: Anrufung der Weisheit, Kritik an Hochmut, Lobgesänge auf den hl. Disibod, Zerknirschung und Bitte um Hilfe. Sie zitiert in den Briefen auch ihrer eigenen Lieder. Einige davon waren in das Programm integriert.
Die Lesungen:
In der ersten Lesung hören Sie einen Teil der Korrespondenz zwischen Hildegard von Bingen und ihrem berühmten und einflussreichen Zeitgenossen Bernhard von Clairvaux. Er geht allerdings auf Anliegen, ihre Visionen und Schriften anzuerkennen, nur ausweichend ein.