Zentrum für Wissenschaft, Forschung und europäische Spiritualität

Konzert: EPISTOLAE Hildegard von Bingen & ihre Brieffreundschaften

Samstag, 21.10.2023 um 18:15

Abtei St. Hildegard Eibingen (Kirche), 65385, Rüdesheim am Rhein

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ALA AUREA – Ensemble für mittelalterliche Musik

... das sind Maria Jonas und Susanne Ansorg, die mit Gesang, Fidel, Drehleier, Tambura und Glockenspiel mittelalterliche Lieder und Musik interpretieren

Weitere Informationen finden sich hier:  www.trobairitz.de/klangwelten/ala-aurea

Hildegard von Bingen (1098-1179) war eine der bedeutendsten Frauen im Mittelalter. Sie unterhielt regen Briefwechsel mit zahlreichen geistlichen und weltlichen Würdenträgern des Heiligen Römischen Reiches. Lange Zeit galten diese Briefe - 390 insgesamt - als ein ungehobener Schatz. Erst jüngere Forschungen förderten das weit gespannte Netz von Freundschaften und Beziehungen zu Tage, das die Äbtissin und Gründerin der Klöster Rupertsberg und Eibingen mit ungezählten Persönlichkeiten ihrer Zeit pflegte. Die Briefe zeigen ihren Einfluß auf wichtige politische und gesellschaftskritische Themen des 12. Jahrhunderts, aber auch ihre tief empfundenen Freundschaften. Unser Programm folgt den Briefwechseln und läßt eine Frau sichtbar werden, die fast eintausend Jahre nach ihrem Leben noch immer aktuell ist. Wir entwerfen mit diesem Programm einen neuen Blick auf Hildegard von Bingen über ihre Visionen und Dinkelplätzchen hinausKonzert 2023Wer waren die Brieffreunde Hildegards? Zum Beispiel Bernhard von Clairvaux, an den sie sich wandte, weil sie unsicher war, ob sie ihre Visionen aufschreiben sollte. Wer würde ihr glauben, einer Frau, einer Nonne? Schließlich erhielt sie von Papst Eugen III. die Erlaubnis, ihre Visionen aufzuschreiben; er verlas sogar einen Teil des Liber Scivias auf der Synode in Trier, was Hildegard sehr erfreute. Dann wagte sie es sogar, Kaiser Friedrich II. Barbarossa in persönlichen Briefen zu kritisieren. Andererseits ermöglichte Barbarossa ihr aber auch die finanzielle Unabhängigkeit ihrer Klöster. Er erhob ihre Klöster in den Rang von Reichsklöstern, was ihr nicht nur Steuerfreiheit garantierte, sondern sie als Reichsäbtissin auch in den Rang einer Reichsfürstin erhob. Sie war nun eine der wenigen Frauen, die ihre politischen Interessen auf dem Reichstag vertreten und auch das Münz- und Zollrecht in Anspruch nehmen konnte.

Die Musikauswahl für unser Programm folgt den Themen, die Hildegard in ihren Briefen aufwirft: Anrufung der Weisheit, Kritik an Hochmut, Lobgesänge auf den hl. Disibod, Zerknirschung und Bitte um Hilfe. Sie zitiert in den Briefen auch ihrer eigenen Lieder. Einige davon haben wir in unser Programm integriert.

Die Lesungen:

In der ersten Lesung hören Sie einen Teil der Korrespondenz zwischen Hildegard von Bingen und ihrem berühmten und einflussreichen Zeitgenossen Bernhard von Clairvaux. Er geht allerdings auf Anliegen, ihre Visionen und Schriften anzuerkennen, nur ausweichend ein. Erfolgreicher war sie dann bei Papst Eugen, der ihre Visionen anerkannte und ihr erlaubte ihre Schriften zu veröffentlichen.

In der zweiten Lesung an ihre Nonnen in Rupertsberg finden sich auch einige der Lieder unseres Konzertprogramms, wie das nachfolgende „Hodie aperuit“. Gelesen wird ein unvertontes Lied von Hildegard, was wir im Epilog improvisatorisch umsetzen.

In der dritten Lesung geht es um die Nonne Elisabeth von Schönau, die in einem benachbarten Benediktinerkloster lebte. Hildegard schreibt hier an Elisabeth, die von ihr um Rat angefragt worden ist, da sie Visionen hatte, die sie sehr verwirrten. Darum möge Hildegard ihr doch nun helfen. Es geht dabei u.a. um die Visionen über die heilige Ursula. Hildegard schrieb in Folge davon ein Offizium für die hl. Ursula und ihre Gefährtinnen.

Die letzte Lesung ist ein Brief an den Abt Kuno von Disibodenberg. Ihr ganzes Leben lang lag Hildegard im Streit mit dem Abt. Seit ihrer Kindheit lebte Hildegard in diesem Männerkloster als Klausnerin. Als sie sich dann mit zwei Klöstern selbstständig machte, begann der lebenslange Zwist. Es ging u.a. um Geld, das ihr zustand und er ihr nicht zahlen wollte. Hier in diesem Brief geht es aber um einen Selbstmörder, den Hildegard gegen den Willen des Bischofs in ihrem Kirchhof bestattet hatte. Der Abt bestraft das ganze Nonnenkloster mit einem Silentio - d.h. die Nonnen durften weder bei der Messe noch im Stundengebet singen. Eine harte Strafe für Hildegard im hohen Alter. Kurz nachdem die Strafe aufgehoben worden war, starb sie.

pdfDas Programm als PDF

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