- Prof. Dr. Michael Oberweis
Die Benediktinerin Elisabeth von Schönau (1129‒1164/65) war eine Zeitgenossin der hl. Hildegard (ca. 1098‒1179) und galt gleichfalls als eine begnadete Seherin. Seit etwa 1155 leitete sie den Frauenkonvent des im Rheingau gelegenen Doppelklosters Schönau; ihr leiblicher Bruder Ekbert diente ihr als Sekretär und geistlicher Berater. Elisabeths Werke fanden im Mittelalter weit größere Verbreitung als diejenigen Hildegards, die vielen als schwer zugänglich erschienen und daher meist nur durch eine Kompilation des Eberbacher Mönchs Gebeno vermittelt wurden. Doch im erhaltenen Briefwechsel zwischen Hildegard und Elisabeth ist es letztere, die, von Misserfolgen verunsichert, bei der Älteren Rat und Hilfe sucht. Im Vortrag soll daher vor allem das persönliche Verhältnis zwischen den beiden Nonnen beleuchtet werden; dabei wird auch nach den jeweils unterschiedlichen Auffassungen der eigenen Sehergabe zu fragen sein.